Marianne ist bereits seit 2013 bei 19grams/Tres Cabezas tätig und hat seit dem so ziemlich jeden Bereich in unserem Unternehmen durchlaufen. Sie ist nicht nur eine großartige Barista, sondern war auch eine zeitlang bei uns als Rösterin tätig und hat unsere Marke 19grams ins Leben gerufen.
Wir sprechen mit ihr über ihre Reise nach Mexiko im Mai 2018, wo sie als Jurorin beim Cup Of Excellence dabei war.

Mexiko Cup Of Excellence

Du bist in 2018 zum ersten Mal als Jurorin zum Cup of Excellence nach Mexiko eingeladen worden. Wie wird man zu einer CoE Jurorin?

Ich hatte das eigentlich gar nicht vor. Specialty Coffee hat natürlich eine Menge mit Verkostungen zu tun und ich bin immer wieder über die CoE Kaffees gestolpert, die in der Regel ein kleines oder großes bisschen besser waren. Als ich mich dann über die Organisation informiert habe, war ich natürlich sehr motiviert ein Teil davon zu werden. Ich habe mein Training noch einmal intensiviert und auch erweitert, um die Bewertungsstandards und -prozesse, die für einen Richter notwendig sind zu erfüllen.

Darüber hinaus musste ich Mitglied in der CoE werden. Die CoE ist eine Non Profit Organisation, die als Organisator und Gastgeber für die nationalen Wettbewerbe auftritt. Danach werden auch die Auktionen der teilnehmenden Kaffees durch die CoE organisiert. Grundsätzlich gilt, dass die erste Teilnahme an einem Wettbewerb immer nur mit dem Status des Observers, aslo des Beobachters gemacht werden kann. Man durchläuft alle Schritte, macht die Cuppings und gibt Bewertungen ab, die dann aber nicht in die Krönung der Gewinner einfließen.
Nach diesem Schritt kann man sich als offizieller Juror bewerben, ein Prozess, der jedes Jahr neu aufgesetzt wird.

Warst du schon bei anderen CoE Events und wo haben diese stattgefunden?
Ich war Observer in Ruanda in 2015. Ehrlich gesagt war das überhaupt meine erste Reise in ein kaffeeproduzierendes Land und ich war tief beeindruckt. Es war ein ganz wunderbarer Start diese Art Kaffee zu entdecken. Das Land mag nicht bei jedem auf der Liste sein, ist aber definitiv wert besucht zu werden. Die Menschen sind herzlich, gastfreundlich und relaxed und der Kaffee ist natürlich eine lange Geschichte für sich.

Läuft ein CoE Wettbewerb immer gleich ab?
Das Protokoll ist sehr strikt und die Wettbewerbe laufen immer nach den gleichen Mechanismen ab. Es geht schlicht um sehr viel. Einen Gewinnerkaffee beim CoE zu stellen kann für eine Farm eine substantielle Einkommensverbesserung darstellen. In den Wochen bevor die internationale Jury zusammenkommt, gibt es quasi regionale und nationale Meisterschaften, in denen lokale Experten die maximal 40 Kaffees für den internationalen Wettbewerb auswählen. Bedingung für die Teilnahme ist ein sogenannter Score von mehr als 86 Punkten.
Die internationale Jury testet dann in drei Runden die Gewinner-Kaffees aus dem nationalen Wettbewerb. In der ersten Runde werden die Kaffees eliminiert, die nach internationalen Standards und internationalem Geschmack nicht die notwendigen mehr als 86 Punkte erreichen würde. Man muss ein bisschen im Kopf behalten, dass die internationale Jury die Kaffees natürlich nicht nur untereinander vergleicht, sondern auch ein Bild der lokalen Marktnachfrage und anderer internationaler Kaffees im Kopf hat. In der zweiten Runde geht es dann um ein Ausdünnen, um in der dritten Runde die 10 besten Kaffees zu bewerten und in eine Reihenfolge zu bringen.

Erzähl und ein bisschen über deine Eindrücke der Qualität der Kaffees aus Mexiko? Gibt es große Trends?
Ganz allgemein war ich sehr beeindruckt von der Vielfalt und der Komplexität der unterschiedlichen Kaffees. Mexiko hatte in den letzten Jahren große Herausforderungen zu meistern, verursacht zum Beispiel von Kaffeerost, einer Pflanzenkrankheit, die den Ertrag der Pflanzen faktisch vernichtet. Die AMECAFE, die lokale Institution, die sich um alles rund um den Kaffee kümmert, hat zusammen mit den lokalen Produzenten einen hervorragenden Job gemacht, um die Farmen zu retten und gleichzeitig auf robustere Pflanzen umzustellen sowie Qualität und Ertrag weiter zu steigern.
Ich hatte Gelegenheit mit einigen Farmern zu sprechen und es scheint einen Trend zu geben, sehr anfällige Arabica Varietäten, wie Bourbon und Caturra durch robuste Sorten, wie Pacamara und Geisha zu ersetzen, was gleichzeitig einen positiven Effekt auf das allgemeine Qualitätslevel des Kaffees zu haben scheint. Außerdem sind die neuen Sorten in den CoE Wettbewerben sehr erfolgreich, was wiederum positiv für die Produzenten ist.

Was macht Mexiko einzigartig auf der Specialty Coffee Landkarte?
Ich höre die Frage sehr häufig und ich glaube, Einzigartigkeit ist gar kein Ziel. Mexiko, wie viele andere Länder auch, ist toll, weil es so viele wunderbare Farmen gibt, die herausragende Kaffees produzieren.
Ein Vorteil des Landes ist die schiere Größe, die in der Regel zu einer größeren Wettervariation führt und an unterschiedlichen Landesteilen den Anbau von Specialty Coffee erlaubt. Eine Sonderstellung nimmt sicher die Region Veracruz ein, aus der sehr viele CoE Gewinnerkaffees kommen. Interessant zu sehen ist zudem, dass es in Mexiko ein stark ausgeprägtes Bewusstsein für Nachhaltigkeit gibt, sodass ich viele Farmen gesehen haben, die neben Kaffee auch zum Beispiel Bananen oder Avocado anbauen, um Monokulturen zu vermeiden.

Hattest du während des Wettbewerbs klare Favoritenkaffees?
Ja, die Nummer 3, einen Pacamara aus der Region Veracruz. Ein absoluter Hammerkaffee. Und ich bin sehr froh darüber, dass wir die Auktion für den Kaffee der Finca Pocitos gewonnen haben und dieser nun frisch bei uns in Berlin eingetroffen ist. Übrigens auch ein Kaffee aus der Region Veracruz.

Hattest du Gelegenheit teilnehmende Produzenten und deren Farmen zu besuchen?
Das ist eigentlich immer ein verpflichtender Teil. Es geht ja nicht nur um das bewerten. Es geht um das Verstehen.
Wir bei 19grams lieben es lange mit Farmern zusammenzuarbeiten und unsere Kooperationen zu entwickeln. Dazu muss man auch bereit sein, ein bisschen im Dreck zu laufen, von Mücken zerstochen zu werden und mehrere Mezcal zu trinken. Letzteres habe ich sehr gemocht.
Wir waren ein Wochenende unterwegs und haben uns von kleinen 1ha Selbstversorger-Farmen bis hin zu einer wirklich großen Farm mit 600ha verschiedene Typen von Farmen angeschaut. Auffällig war für mich die konsequente Vermeidung von Monokulturen.

Und wie geht es weiter?
Ich habe mich gerade wieder für Ruanda und Guatemala beworben. Mal schauen wie das läuft, aber haltet die Daumen gedrückt

Muchas Gracias Marianne!


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