Let’s talk taste – Kaffee ist nicht gleich Kaffee

Wer schon einmal einen Filterkaffee aus Indien getrunken hat und danach einen Espresso aus Costa Rica getrunken hat, weiß, dass beide Kaffees geschmacklich sehr unterschiedlich sind. Doch nicht nur das Anbauland spielt hier eine Rolle, auch Faktoren wie Varietät, Aufbereitung, Lagerung, Röstung und natürlich die Zubereitung der Bohnen sind wichtige Elemente des Zusammenspiels, das wir später in der Tasse genießen.

Besonders im Specialtycoffee-Bereich finden wir eine breite Auswahl an Charakteristika und neudeutschen Wortschöpfungen, die für Kaffeeeinsteiger*innen verwirrend sind. Doch jetzt kommt Licht ins Dunkel, wir erklären euch neun Begriffe mit denen ihr zukünftig eure Kaffeeerlebnisse detaillierter beschreiben könnt als mit „schmeckt“ oder „schmeckt nicht“!

1. Aroma

Im Deutschen wird der Begriff „Aroma“ oft mit dem Begriff „Geschmack“ gleichgesetzt, wir sprechen zum Beispiel von Vanille-Aroma und meinen damit Vanillegeschmack. So ist das jedoch nicht ganz richtig. Aroma bezieht sich nämlich nur auf den Geruch von etwas. Selbst Leute, die keinen Kaffee trinken, finden oft Gefallen an den Aromen, die eine frischgebrühte Tasse verbreitet. Besonders bei Kaffee gilt „die Nase trinkt mit“ – Aromen tragen stark zur Geschmacksbildung bei. Wer seinen Kaffee mit einem Handfilter aufbrüht, kann das nächste Mal besonders beim Blooming schnuppern – denn hier werden besonders viele Aromen freigesetzt.
Fun Fact: Beim Kaffeerösten selbst werden auch verschiedenste Aromen freigesetzt. Allerdings nicht der typische Kaffeegeruch. Es riecht mehr danach, als würde jemand Brot, Heu und Popcorn in einer Pfanne toasten, die feinen Kaffeearomen entwickeln sich erst nach der Röstung.

2. Körper

Der Körper des Kaffees oder „Body“, beschreibt nicht nur die Konsistenz des Kaffees, sondern auch, wie er sich beim Trinken anfühlt, sprich die Viskosität, das Gewicht und die Stärke. Zur besseren Veranschaulichung denke dabei an Milch: Magermilch mit einem geringen Fettgehalt fühlt sich eher dünn und wässrig an, während Vollmilch als dickflüssiger und vollmundiger wahrgenommen wird. Der Body des Kaffees kommt von den enthaltenen Proteinmolekülen und Kaffeeölen, die während des Brühens extrahiert werden.
„Full body coffees“ sind oft stärker (an Geschmack, nicht an Koffein – lese hierzu unseren Blogartikel zu „Was ist eigentlich starker Kaffee“) und cremiger, sie erinnern von der Konsistenz her an Sahne.
„Light body coffees“ dagegen sind dünnflüssig und teeartig.

3. Säure

Was erst mal „ätzend“ klingt, ist eine der drei wichtigsten Komponenten eines Kaffeegeschmackprofils. Eine angenehme Säure ist etwas Wünschenswertes in der Tasse, denn ganz ohne Säure schmeckt der Kaffee „flat“, sprich fad. Im Englischen wird hier unterschieden zwischen „acidic“ und „sour“. Acidic beschreibt eine fruchtige, angenehme Säure, wie beispielsweise Erdbeeren und Äpfel sie haben. Sour bezieht sich dagegen auf richtig „saure“ Lebensmittel wie Essig. Helle Röstungen, wie sie im Specialtycoffee-Bereich üblich sind, gelten als fruchtig und „bright“, „sour“ sollten sie jedoch nicht sein (Hier solltest du deine Mühle besser einstellen).

4. Süße

Wer Kaffee richtig zubereitet, braucht keinen Zucker, denn Kaffee enthält entgegen seines bitteren Rufes eine natürliche Süße. Diese wird durch das richtige Aufbrühen extrahiert. Ist der Kaffee unterextrahiert, kommt die Süße nicht zum Vorschein, ist er dagegen überextrahiert, wird sie von den Bitterstoffen überdeckt. Macht ihr es genau richtig, könnt ihr beispielsweise Noten von braunem Zucker oder Ahornsirup in eurer Tasse erschmecken.

5. Bitterkeit

Wie oben schon erwähnt, wird Kaffee oft mit einem bitteren Geschmack in Verbindung gebracht. Dem stimmen wir zu – wenn es sich dabei um schlechten Kaffee handelt! Commodity Kaffee wird üblicherweise sehr heiß geröstet, damit jede Charge gleich schmeckt. Das tötet alles ab, nachdem wir bei unseren Kaffees streben  – einzigartige Geschmacksprofile, fantastische Aromen und Individualität. Doch auch der beste Kaffee kann bitter werden, wenn er überextrahiert wird.
Kleiner Fakt am Rande: Viele verwechseln Bitterkeit und Säure, die genaue Unterscheidung erfordert viel Übung und bewusstes Schmecken!

6. Balance

Der Begriff erklärt sich eigentlich von selbst, es geht hier um eine ausgeglichene Tasse. Das heißt, dass kein Geschmack den anderen übertrumpft. Wenn ihr das Gefühl habt, morgens in eine Zitrone zu beißen, statt einen Schluck Kaffee zu trinken, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass euer Kaffee nicht richtig extrahiert wurde. Er ist also „off balance“. Ausbalancierter Kaffee bringt komplexe Geschmacksprofile hervor und keine bittere Brühe!

7. Saubere Tasse

Eine “saubere” Tasse, im Englischen als „clean cup“ bekannt, bedeutet schlicht und einfach, dass der Kaffee frei von jeglichen Defekten ist, also keine unliebsamen Aromen und Beigeschmäcker besitzt. Vielleicht habt ihr schon den einen oder anderen Defekt erschmeckt, konntet ihn aber nicht richtig zuordnen. Typische Geschmacksdefekte für eine „dirty cup“ sind zum Beispiel Gummigeschmack (das kommt häufig bei Robusta-Bohnen vor), ein chemischer Nachgang (ausgelöst durch falsche Lagerung) oder ein abgestandener Kartoffelgeschmack (hervorgerufen durch schimmelige Bohnen).

8. Geschmack

Der eigentliche „Geschmack“ des Kaffees wird anhand bekannter Nahrungsmittel beschrieben, so kennen wir alle Kaffee der beispielsweise nach Schokolade oder nach Blaubeeren schmeckt. Natürlich befinden sich weder Schokolade noch Beeren in der Tasse, aber das Geschmacksprofil des Kaffees erinnert daran – hier sprechen wir dann von Geschmacksnoten. Neben diesen zwei typischen Geschmacksnoten gibt es noch ca 1200 weitere. Die Specialty Coffee Association (SCA) hat dafür einen Kaffee-Geschmackskreis entwickelt, der dabei hilft, das Geschmackserlebnis besser zuzuordnen.

9. Abgang oder Nachgeschmack

Der Abgang wird im Englischen auch oft als „finish“ oder „aftertaste“ bezeichnet und beschreibt ganz einfach den Geschmack, der euch auf der Zunge bleibt, nachdem ihr den Kaffee schon getrunken habt. Das kennt ihr auch vom Essen oder Weintrinken. Bei unseren Kaffees verzichten wir auf einen bitteren Nachgeschmack und geben euch lieber feine Karamellnoten mit!

Jetzt kennt ihr neun der wichtigsten Begriffe zur Kaffeebeschreibung. Richtiges Schmecken braucht viel Übung. Dafür braucht es bewusstes Essen, wie unterscheidet sich der Geschmack einer getrockneten Kirsche von dem einer frischen? Wie unterscheiden sich Ahornsirup und Honig geschmacklich? Schmeckt mein Kaffee nach Erdbeere, oder ist es doch Pfirsich?

Damit ihr direkt durchstarten könnt, empfehlen wir euch zwei Kaffees, die unterschiedlicher nicht sein könnten: unseren Ekata Community Kaffee, das ist eine Filterröstung aus Indien, der in der Tasse nach Milchschokolade, Erdbeere und Macadamianüssen schmeckt und unseren Sonora Typica Espresso, einen costa-ricanischen Espresso, der Noten von fruchtiger Aprikose entwickelt. Wunderbar in deinem Cappuccino oder Flat White – oder pur als Espresso. Viel Spaß beim Testen!