Marianne Ryan (Headbarista, 19grams Berlin) und Sascha (Co-Founder, Tres Cabezas Berlin) haben im Juni den Cup of Excellence in Ruanda besucht und in der internationalen Jury die besten Kaffees des Landes gecupped. Heute treffen wir Marianne zu einem kurzen Gespräch.
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Marianne. Du und Sascha wart im Juni beim Cup of Excellence in Ruanda.

Jepp!
Wie war es?
Ruanda ist ein erstaunliches Land, das landschaftlich und kulturell viele Facetten in sich trägt. Wahnsinn mit was für einer positiven Energie die Menschen dort durch die Straßen gehen. Natürlich fiel mir die Diskrepanz zwischen mir, als Kaffeetourist, der frischzubereiteten Kaffee mit sauberen Wasser cuppen kann und dem Mensch am anderen Ende der Straße, der nicht mal eine Wasserleitung in seiner Hütte hat auf. Das gibt einem schon zu denken.

Ich habe mich allerdings belesen und herausgefunden dass über 40% des Bruttoinlandsproduktes mit dem Export von Kaffee eingefahren wird. Und das diese Prozentangabe stetig steigt. Je mehr Kaffee wir also cuppen und kaufen und je besser die Qualität sich entwickelt und der Kaffee dann für mehr Geld verkauft werden kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Mensch am Ende der Straße eine Wasserleitung in seiner Hütte bekommt. Das hört sich vielleicht etwas weich an, aber für mich hat es die Diskrepanz erträglich gemacht.
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Verstehe ich, geht mir genauso. Ich kann deshalb beim besten willen nicht in Asien oder Afrika bei großen Ketten einkaufen, sondern versuche immer alles bei den kleinen Händlern zu besorgen. Eat local, drink local, support the people mäßig.
Ja. Ich glaube, so ist man auf der richtigen Seite. Die Kaffeefarmer in Ruanda sind überwiegend Frauen. Sie bewirtschaften oft nur 1 Hektar Land, wenn überhaupt. Dann bringen sie ihre Ernte zu der nächstgelegenen washing station und lassen sich auszahlen. Das ist deren Einkommen bis zur nächsten Ernte. Es gibt in Ruanda viele Programme für Frauen, wo sie Unterstützung erfahren und lernen, wie man Kaffees cupped, richtig anbaut und wie man Kaffee am besten verkaufen kann und vor allem wo. Diese Programme, wie zum Beispiel BUF oder SPREAD helfen vielen alleinstehenden Frauen, die ihre Familien und Ehemänner im Genozid verloren haben, ihre Kinder zu ernähren. Der Mut zur Selbstbestimmtheit ist in jedem Fall da! Das ist eine gute Entwicklung.

Wie waren denn die Kaffees?
In der nationalen Runde wurden an die 250 Kaffees eingereicht, was zeigt, wie groß die Kaffeeindustrie in dem kleinen Land Ruanda ist. Wir, von der internationalen Jury, hatten dann 60 Kaffees auf dem Tisch. Geschmacklich konnte man sie in zwei Richtungen einordnen. Auf der einen Seite gab es Kaffees die fruchtig, voll und mit herrlichen Zitrusaromen, wie Orangen und Grapefruits spielten und auf der anderen Seite cuppten wir Kaffees die einen äußerst cleanen Cup hatten und Aromen von schwarzen Tee in sich trugen. Sascha mochte diese lieber, ich muss sagen, dass ich beide Richtungen geschmacklich sehr interessant und spannend fand.

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Was für Aufbereitungsarten gab es?

Nur gewaschene Kaffees. In Ruanda ist es gesetzlich verboten, Naturals zu exportieren. Die NAEB, also das Minsterium für Agrarkultur, möchte damit schlechte Qualität verhindern. Die NAEB steckt momentan viel Geld in die Forschung, um den in Ruanda häufig auftretenden Potato Taste Defekt zu minimieren, was auch gelingt. Wir hatten insgesamt nur 6 Kaffees auf dem Tisch, die diesen Defekt hatten und aus dem COE ausscheiden mussten.
Das Cup of Excellence Cupping war wirklich der Hammer. Auch wenn es mich selbst überrascht hat, wie viel Arbeit das ist! Jeden Tag um sieben aufstehen, um 7:30 ab in den Bus und dann 5 Stunden cuppen und dabei seine Geschmacksnerven nicht verlieren. Hahaha, das war eine gute Schulung für mich!